Die Orgel in der katholischen Pfarrkirche St. Walburga (Grafschaft - Gelsdorf)

Erbaut wurde die Gelsdorfer Orgel 1886 durch den Orgelbauer Johannes Klais. Dieser absolvierte seine Lehre unter anderem bei dem damals sehr namhaften Orgelbauer Heinrich Koulens in Straßburg. Von dort reiste er an, um 1882 die Orgelbauwerkstätte in Bonn zu gründen.

Vor diesem Hintergrund werden die auffallenden Parallelen verständlich, die zwischen der großen Orgel der Abteikirche Andlau/Elsaß (erbaut 1880 durch Johann Heinrich Koulens, Straßburg) und den ersten Werken J. Klais' hinsichtlich der Disposition und ihrer technischen Anlage (Schleifladen für die Manuale, Kegellade im Pedal, mechanische Traktur) festzustellen sind.

Genau diese Merkmale treffen auch auf die Gelsdorfer Orgel zu. Sie gehört zu den ersten 10 von etwa 600 Orgeln, die Johannes Klais zwischen 1882 und 1915 gebaut hat und von denen nur wenige bis heute unverändert erhalten sind. Vor allem die Zerstörungen im 2. Weltkrieg und der Geschmackswandel seit den Zeiten der "Orgelbewegung" (Barockisierung) hatten den Verlust der meisten dieser Instrumente zur Folge. Glücklicherweise blieb die Orgel in Gelsdorf davon verschont. Lediglich der Verlust der im 1. Weltkrieg konfiszierten, originalen Prospektpfeifen sowie von Teilen des Schnitzwerkes auf dem Gehäuse war zu beklagen. Sämtliche anderen Bestandteile der Orgel, angefangen von den Pfeifen und den Windladen, über die mechanischen Trakturen bis zu der Windanlage, sind original erhalten.

Unsere Aufgabe bestand nun darin, diese historische Substanz zu erhalten und so schonend wie möglich zu behandeln. Dafür mussten sämtliche Orgelteile wie Windladen, Trakturen und Windanlage zunächst demontiert werden. In unserer Werkstatt wurden diese Teile gereinigt und überholt. Verschleißteile, wie etwa die Belederungen an den Spielventilen und dem Magazinbalg, wurden erneuert und nach historischem Vorbild rekonstruiert. Dabei wurde unter anderem, wie beim Bau der Orgel, ein Knochenleim verwendet.

Die vom Holzwurm befallenen Orgelteile wurden bei einem akuten Befall mit Warmluft und anschließend gegen einen Wiederbefall imprägniert. Mit einem Bienenwachs bzw. einer auf Warmleim basierenden Farbe die kleinen Löcher verschlossen.

Anhand des Kostenanschlags aus dem Jahre 1885 von J. Klais sowie den vorhandenen Rasterbrettern und Pfeifenstöcken wurden die Prospektpfeifen aus 87,5% Zinn erneuert.

Was für die Restaurierung der technischen Anlage der Orgel galt, eine Substanz erhaltende und schonende Vorgehensweise, so mussten auch bei der klanglichen Überholung diese Maßstäbe Priorität besitzen. Einhellige Meinung vieler Orgelkenner, s. u. a.m des Orgelsachverständigen des Bistums Trier, Herrn Domorganist Josef Still, bescheinigten der Gelsdorfer Orgel einen schönen und charaktervollen Klang. Diese Klangeigenschaften mussten selbstverständlich bei der Nachintonation der Orgel erhalten bleiben.

Anmerkungen: 1) Hermann J. Busch, Zwei Generationen Orgelbau Klais 1882 - 1965, in Beiträge zur Geschichte und Ästhetik der Orgel (Aus Anlaß der Einhundertjahrfeier Orgelbau Johannes Klais Bonn 1882 - 1982), S. 146 - 147.

I. Manual Hauptwerk C - f'''

Tonverlauf, von vorne gesehen: (H ...... f''' A ...... Cs C ...... Gs e'''...... B)

Prinzipal 8' Prosp. C - D = 3 Fichte, offen
      Ds - ds' = 25 Zinn, abgef. in Prospekt
      e' - f''' = 26 Zinn, innen, alle mit Expression
Octave 4' Prosp. C - F = 6 Zinn, abgef. in Prospekt
      Fs - f''' = 48 Zinn, innen, Expression bis g''
Bordun 16' ab c° c° - h' = 24 Fichte
      c'' - f''' = 18 Zinn, gedeckt
Flaut 8'   C - H = 12 Fichte, gedeckt
      c° - f''' = 42 Fichte, offen
Gamba 8'   C - f''' = 54 Zinn, alle mit Expression
Quinte 2 2/3'   C - f'' = 54 Zinn, Expression bis h'
Superoctave 2'   C - f''' = 54 Zinn, Expression bis h'
Terz 1 3/5' ab c° c° - f''' = 42 Zinn, Expression bis g'
Trompete 8' Baß C - d' = 27 Zinn, volle Länge
Trompete 8' Disk. ds' - f''' = 27 Zinn

Prospektfolge von vorne gesehen:

        4' 4' 4'                        
ds° cs° H Cs Ds F   cs' ds'   A G F Ds E
                                     
            4' 4'                      
d' c gs° fs°   E D C B            

II. Manual Echowerk C - f''' (im Untergehäuse)

Tonverlauf, von vorne gesehen: C ..........................f'''

Traversflöte 4'   C - f'' = 44 Fichte, offen, außen labiert
      fs'' - f''' = 12 Zinn, offen
Fernflöte 8' ab c° c° - f''' = 44 Zinn, konisch, offen
          C - H gemeinsam mit Bordun 8'
Bordun 8'   C - h° = 24 Fichte
      c' - f''' = 30 Zinn, gedeckt
Salicional 8'   C - H = 12 Fichte, offen
      c° - f''' = 42 Zinn, alle mit Expression

Pedal C - d' (hinter Hauptwerkslade)

Tonverlauf, von vorne gesehen: s' ............Cs C ........... d'

Tuba 16'   C - d' = 27 Becher in Fichte, durchschlagende Zungen, im Block
Octavbaß 8'   C - d' = 27 Fichte, offen
Subbaß 16'   C - d' = 27 Fichte
Gesamtpfeifen: in Zinn 519, in Fichte 242 = 761 Pfeifen
Manual - Koppel II - I Pedal - Koppel I - Ped
Winddruck 78 mm WS Stimmtonhöhe: a' = 451 Hz bei 15° Celsius

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